von Pater Tilmann Beller, aus “Unterwegs zum Du”
Männer versuchen oft gar nicht, eine Frau kennenzulernen, wenn sie diese nicht äußerlich attraktiv finden. Ist dies nicht eine gefährliche Oberflächlichkeit, die ihnen die Augen vor den wahren Werten verschließt? Der Mensch ist eine Einheit von Leib und Seele, von Körper und Geist. In der Begegnung von Mann und Frau gibt es ursprünglich von der Natur gegebene Akzente. Auf einen Mann wirkt meist zuerst die körperliche Schönheit der Frau. Auf die Frau wirkt zuerst die geistige Schönheit und Attraktivität des Mannes, seine Fähigkeit zu reden, zu hören, in Wort und Gebärde zu wirken. Bleibt es dabei, werden beide unglücklich.
Die Frau muss lernen, auf das Bedürfnis des Mannes einzugehen: Er möchte eine Frau, die sich schön macht. Es gibt nicht wenige Frauen, die ihr Äußeres vernachlässigen, wenn sie erst einmal einen Mann für sich haben, oder auch aus ganz praktischen Gründen, wenn sie Kinder haben und einen Haushalt, der ohnehin schwer zu bewältigen ist.
Auch der Mann muss lernen, auf das Bedürfnis der Frau einzugehen: Es gibt Männer, die sich nie die Mühe machen, die seelischen Fähigkeiten ihrer Frau wahrzunehmen, weil sie spüren, dass die Frau ihnen in diesem Bereich überlegen ist. Männer, die nicht gelernt haben, seelische Ströme zu bemerken, sind als Vorgesetzte in einer Firma das Kreuz ihrer Mitarbeiter.
Bei der äußeren Attraktivität einer Frau stehenzubleiben, ist eine gefährliche Oberflächlichkeit, die einem Mann die Augen vor dem wirklichen Wert einer Frau verschließt. Darum leiden viele Frauen in der Ehe, denn sie haben einen Mann geheiratet, der ihren eigenen Wert nicht wahr nimmt. Eine Frau, die neben einem Mann leben muss, der sie immer gering sieht, leidet, und sie wird entweder nach und nach zu einem seelischen Krüppel oder sie findet jemanden, der sie wirklich groß sieht, eine andere Frau oder einen anderen Mann.
Es gibt also neben der äußeren Attraktivität einer Frau etwas anderes. Von einer Frau kann so etwas ausgehen wie eine geistig-seelische Strömung. Dieser Strom tut einfach gut. Er bringt ihre Persönlichkeit zum Leuchten. In diesem Strom kann ein Mann lange verweilen. Er kann es sich „gut gehen lassen“, er kann sich verwöhnen lassen, ohne dass er ein Wort sagt oder hört. Das Organ für diese seelische Wirklichkeit ist bei einem Mann oft nicht entwickelt. Aber für die Entwicklung dieser Fähigkeit kann ein Mann etwas tun: Ganz praktisch gesagt, er setzt sich neben sie und hält den Mund. Er glaubt an seine Fähigkeit, seelisch Kontakt aufnehmen zu können (eine Fähigkeit, die man übrigens auch braucht, wenn man Mitarbeiter führen will). Ein solcher Mann kann mit einer Frau beieinander sein, ohne an ihren Körper zu denken. Er kann mit anderen Menschen geistig und seelisch kommunizieren. Das wichtigste, was der Mann dabei tun muss, ist gerade eben nichts zu tun, als nur dies: wahrnehmen, dass er es mit einem großen Menschen zu tun hat; annehmen und froh sein, dass die Frau so ist, wie sie ist; erkennen, dass er gerne bei ihr sein möchte. Dieser Mann sucht dann nicht nur äußeres Bild oder Wort, sondern einfach das Du, die Nähe, die Schönheit, die von innen kommt, und ihn berührt.
Zum Schluss sei bemerkt, eine Frau ohne äußere Attraktivität wird also nur einen Mann anziehen, der von vorne herein ein Gespür für seelischen Reichtum hat. Sie wird in ihrer Art einen Mann anziehen, der ein Gespür für seelische Vorgänge hat, sei er nun ein stiller Typ, oder eine eindrucksstarke, nach außen hin wirksame Persönlichkeit, der dann aber spürt, dass er eine Ergänzung braucht.
Zum Buch: https://www.kathtreff.org/blog/wegweiser-fur-singles/
Diesen Beitrag kommentieren
Diesen Beitrag kommentieren