Die Dauerhaftigkeit eines Gebäudes hängt wesentlich von der Solidität seiner Fundamente ab. Die Institution der Ehe ist auf nichts weniger als die Grundfesten der Schöpfung gebaut. Gott erschafft sein Abbild, den Menschen, als Mann oder Frau…
Mann und Frau unterscheiden sich wesensmäßig voneinander und sind gleichwohl gerade deshalb zutiefst aufeinander verwiesen.
Männer und Frauen ergänzen einander leiblich, wie der biblische Begriff ein Fleisch werden noch unbefangen anklingen lässt. Aber auch hinsichtlich ihrer psychischen Anlage finden sie im jeweils anderen Geschlecht eine Hilfe, die ihnen entspricht (vgl. Gen 2,18). Ideologien der 60er und 70er Jahre, die so gut wie jeden geschlechtlichen Unterschied zum Produkt der Erziehung erklärten, sind mittlerweile längst durch die Ergebnisse der Verhaltensforschung und der Soziobiologie überwunden. Sowohl leiblich als auch seelisch fügen sich Mann und Frau in ihrem Miteinander ein in die Fülle des Menschenbildes, wie der Schöpfer es gewollt hat.
Und doch stellt selbst diese gesamtmenschliche Perspektive noch nicht den Schlussstein der Ehe dar. Das Gebäude ist gewissermaßen offen nach oben, auf Gott hin. So macht uns der Brief an die Epheser zu Zeugen, wie die Institution der Ehe Anteil gewinnt an dem tiefen Geheimnis (5,32) der Gemeinschaft von Gott und Mensch, von Christus und seiner Kirche. Darum kann der Apostel Paulus an die Korinther die atemberaubenden Worte schreiben: Denn der ungläubige Mann ist durch die Frau geheiligt und die ungläubige Frau ist durch ihren gläubigen Mann geheiligt. Sonst wären eure Kinder unrein; sie sind aber heilig (7,14). Christliche Ehe und Familie verbinden Männer, Frauen und Kinder nicht nur untereinander, sondern auch mit Gott und werden so buchstäblich zu Werkzeugen des Heils.
Angesichts der theologisch-anthropologischen Voraussetzungen der christlichen Ehe kann ich nur dankbar sein dafür, dass nun ein katholischer Heiratsdienst im Internet entsteht, dessen Initiatoren – Herr Weihbischof Dr. Laun und Frau Dr. Kugler für eine Seriosität und Vertrauenswürdigkeit bürgen, die dem hohen Wert der Ehe entsprechen. Ich wünsche KathTreff, dass es zum Wohl und zum Heil möglichst vieler Frauen und Männer beiträgt und auf diese Weise Zeugnis ablegt für Gott, der selbst Liebe ist (1 Joh 4,8.16).
Mit herzlichen Grüßen und meinen bischöflichen Segenswünschen
Ihr Kardinal Joachim Meisner, Köln, 2005
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