Aus einem Vortrag von P. Luc Emmerich
Gott hätte den Menschen als Engel erschaffen können: als Geist und ohne Leib. Aber „nur Geist“ war Ihm scheinbar nicht genug. So entschloss sich Gott, sein Abbild zu vertiefen: Durch die Leiblichkeit und unser Mannsein und Frausein erkennen wir etwas von Ihm.
Jede Zelle eines Menschen ist als Männer- oder Frauenzelle erkennbar. Mann und Frau sind verschieden. Das bedeutet aber nicht, dass eines davon schlechter oder besser ist. Vielmehr gehören sie zusammen: Denn einer allein ist nicht die Menschheit. Die Menschheit war von Anfang an Mann und Frau. Die eigentliche Tiefe des Menschseins erleben wir nur in der Einheit von Mann und Frau. Robert Spaemann sagt: Die Ehe ist die Struktur der Wirklichkeit.
Was sagt nun aber das Geschlecht über Gott? In wie fern sind Mann und Frau Bilder für Aspekte Gottes?
I) Gott schuf den Menschen als Sein Abbild: die Frau
- Die Frau ist die Spezialistin für Beziehung und Liebe. Sie lehrt die Menschen die Liebe zu leben, letztlich auch für die Beziehung mit Gott. Durch die Frau wird die Welt wärmer, ja behaglicher. Tragisch ist der Fall der Frau, die sich einschließt und sagt, ich liebe nicht mehr.
- In der Frau ist die Schönheit Gottes erkennbar. Augustinus sagt, die Schönheit der Schöpfung ist ein Bekenntnis!
- Die Schönheit ist immer mit dem Guten verbunden: Audrey Hepburn sagt: „Um attraktive Lippen zu haben, sprich liebenswürdige Worte. Um reizende Augen zu haben, suche das Gute im Menschen. Um schlank zu sein, teile dein Essen mit den Hungernden. Um schönes Haar zu haben, lasse deines einmal täglich von einem Kind zersausen.“ Ja, die Freude ist das beste MakeUp!
- Die Frau ist ein Geheimnis. Sie schenkt sich nicht sofort. Sie läßt sich erobern. In ihr sind die Organe des Lebens versteckt. „Meine Schwester ist ein verschlossener Garten, eine versiegelte Quelle,“ steht im Hohelied der Liebe. Auch das ist ein Hinweis auf Gott – denn niemand kann sagen, wie Gott ist. Liebe ist eintreten in das Geheimnis des anderen, ohne dieses zu verletzen.
„Ich bin entzückt von Dir,“ ist der Satz, der die Frau heilt. Stacy Eldredge nennt ihr Buch „Weißt du nicht, wie schön du bist.“
II) Gott schuf den Menschen als Sein Abbild: der Mann
- Der Mann will aufbauen und kämpfen. Er will Abenteuer erleben und gewinnen. Er soll nicht „lieb“ oder „gezähmt“ sein müssen. Auch Gott ist ein „Kämpfer“, der das Risiko liebt. Die Schöpfung von freien Wesen und die Menschwerdung Gottes sind die Risken aller Risken! Das Sicherheitsbedürfnis unserer Gesellschaft steht diesem Uraspekt des Mannseins diametral entgegen. Die Botschaft von Johannes Paul II war: „Habt keine Angst.“
- Der Mann ist fähig zu kämpfen. Der Prophet Nehemia fordert in Kapitel 4 auf: „Kämpfe für deine Brüder, Schwestern, Söhne, Töchter!“ Der Mann hat Kraft, um Gutes zu tun. John Eldredge schreibt in „Wild at Heart – der ungezähmte Mann“, dass der Mann die Bestätigung braucht, dass er ein „echter Kerl“ ist.
- Die Würde des Menschen misst sich auch an der Fähigkeit, für die Wahrheit zu leiden. Das Gegenteil davon, ist die Versuchung, „den einfachen Weg“ zu nehmen, „es geht ja nicht anders“, „warum mit dem Kopf durch die Wand“?
Für den Mann ist nichts schwieriger, als sich als ohnmächtig oder unfähig zu erleben und vor anderen entblößt zu sein: „Du schaffst es nicht, du genügst nicht, du bist kein guter Mann,“ ist seine größte Angst. Eine Frau muss diese Wunde des Mannes kennen und ihn schützen. „Du bist gut, du bist groß für mich,“ heilt ihn.
Auch gemeinsam sind Mann und Frau Abbild Gottes und Bild für die Kirche und für die Dreifaltigkeit. Aber das ist Stoff für einen anderen Blogbeitrag…
In der Erziehung von Kindern ist es sinnvoll, die Kinder zu unterstützen, ihr Mann- und Frausein zu vertiefen und zu verstehen, wie sie selbst Abbild Gottes sind. Familiaris Consortio nennt das Aufziehen von Kindern „Gottesebenbildlichkeit weitergeben.“
Die Stärke und die Schönheit von Mann und Frau entstehen in der Verwirklichung ihrer Berufung. Manche haben ihre wahre Identität noch nicht entdeckt, bei manchen ist sie verschüttet durch Verletzungen oder durch widrige Umstände. Gott will aber, dass wir unsere Männlichkeit, unsere Weiblichkeit neu entdecken und vertiefen. Eine Aufgabe, der wir alle uns jeden Tag neu stellen.
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