Die Hirten sind zur Krippe gekommen, haben das süße Jesus-Baby bestaunt und angebetet, sie haben Geschenke mitgebracht und dann sind sie wieder zu ihren Schafen zurückgegangen.
Auf dem Weg haben sie sich lautstark unterhalten über das, was sie gerade erlebt hatten… Eine Grotte – abgelegen, armselig, kalt und doch so voller Frieden, Freude und Herzlichkeit -, ein junges Paar – unscheinbar, arm, einsam und doch so liebevoll, glücklich und zufrieden -, ein Neugeborenes – winzig, schlafend, wie jedes Neugeborene und doch so besonders… Man hätte ewig bleiben mögen… Man war so angerührt im Herzen… Es war so himmlisch…
Jakob, der Jüngste von ihnen, lief stillschweigend nebenher. Er hielt etwas in der Hand und schaute es immer mal wieder freudig an. Die anderen haben es erst gar nicht bemerkt, bis auf einmal David sagte: „Was hast du denn da in der Hand?“
„Einen Strohhalm“, sagte Jakob, „einen Strohhalm aus der Krippe, in der das Kind liegt.“
„Einen Strohhalm!“ Die anderen lachten. „Was willst du denn damit?“
„Ich behalte ihn. Er ist für mich ein Zeichen, ein Zeichen für das Kind. Jedes Mal, wenn ich diesen Strohhalm in die Hand nehme und anschaue, werde ich mich an das Kind erinnern und daran, was die Engel von ihm gesagt haben.“
„Kindereien!“ kommentierte Achim altklug und wechselte das Thema.
Am nächsten Tag fragte Joram: „Und, hast du mit deinem Strohhalm gut geschlafen? Hast du ihn immer noch?“
„Klar doch!“ antwortete Jakob und zeigte glücklich den Strohhalm.
Joram schüttelte spöttisch den Kopf und meinte: „Du bist wirklich noch ein Kindskopf! Dein Strohhalm ist doch ein Halm wie jeder andere, nichts Besonderes. Na ja, du wirst ihn eh bald verlieren…“
„Nein, werd ich nicht! Und er ist wohl etwas Besonderes! Das Messias-Kind hat darauf gelegen!“
„Na und? Das Kind ist wertvoll, aber nicht das Stroh.“
Das stimmt nicht!“ sagte Jakob, „das Stroh ist schon wertvoll. Worauf hätte das Kind denn sonst liegen sollen, arm wie es ist? Mir zeigt es, dass Gott das Kleine braucht, das Unbeachtete. Ja, Gott braucht die Kleinen, die nicht viel können und wissen.“
Der Strohhalm aus der Krippe war dem kleinen Hirten wichtig. Wieder und wieder nahm er ihn in die Hand, dachte an die Worte der Engel und freute sich darüber, dass Gott die Menschen so lieb hat, dass er klein wurde wie sie.
Eines Tages aber nahm ihm Achim im Spaß seinen Strohhalm weg und lief davon. Jakob rannte hinterher und versuchte, ihn wieder zu bekommen, aber bei dem langen, flinken Achim war das nicht so einfach. Achim schaute sich im Lauf nach Jakob um und stieß dabei mit Joram zusammen. Beide fielen hin und Joram wurde sehr wütend. Er schimpfte laut, packte den Strohhalm, zerknickte ihn und warf ihn weg. Dann machte er knurrend seine Arbeit weiter. Achim verzog sich kleinlaut.
Jakob aber ging seinen Strohhalm suchen. Er fand ihn bald, hob ihn auf und strich ihn wieder glatt. Er zeigte ihn David, der zugesehen hatte, und sagte: „Sieh doch, er ist geblieben, was er war – ein Strohhalm. Weder der Spott noch die Wut haben daran etwas ändern können. Sicher, es ist leicht einen Strohhalm zu knicken, er ist klein und schwach – wie das Kind. Aber ich sage Dir: Aus diesem Kind wird ein Mann und der wird nicht totzukriegen sein. Er wird die Wut der Menschen aushalten, ertragen und bleiben, was er ist – Christus, der Retter für uns. Denn Gottes Liebe ist nicht kleinzukriegen.“
(Nach einer Erzählung aus Mexiko)
Das kathTreff-Team wünscht Ihnen allen gesegnete Weihnachten!
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