von Kaplan Richard Hansl, Wien
Gerade als Single ist es schwer in Weihnachtsstimmung zu kommen, so fehlt das Gegenüber, um den Adventskranz anzuzünden, gemeinsam Kekse zu backen, liebevolle Geschenke auszutüfteln und die Liebe Christi einen geliebten Menschen spüren zu lassen.
Der heuer etwas schaumgebremste Weihnachtsrummel gibt uns die Chance, leichter an den Kern des Festes vorzudringen und unser Herz wieder neu zu kalibrieren.
Die Ausrichtung auf die Geburt Christi, die wir in nur wenigen Wochen feiern werden, ist genau das probate Heilmittel, um den Herzschmerz der stillen Zeit zu lindern. Für manche vielleicht eine steile These, aber ich kann versprechen, es handelt sich nicht um ein Placebo.
Wenn wir an das Kind in der Krippe denken, können wir bereits schemenhaft erahnen, was Jesus für seine Jünger, für das – von den Römern geknechtete – jüdische Volk bedeuten wird. Noch in den armen Verhältnissen, umgeben von Hirten und Getier, wird er für sie ein strahlendes Leuchten der Hoffnung, einer Hoffnung auf Erlösung, Heil, Ewigkeit. Der Messias ist gekommen, der über Generationen erwartet wurde, um Großes zu tun.
Diese Hoffnung hat die Welt tatsächlich transformiert, wenn auch noch nicht vollendet. Sie wurde transformiert in einen Ort, wo Milliarden von Menschen versuchen ihr Herz einer weihnachtlichen Kalibrierung zu unterziehen. Diese besteht nicht in einer konsumorientierten Hetzerei, welche letztendlich in Litern von Bratensause befriedet wird. Sie besteht im staunenden Herantreten an die Krippe der fleischgewordenen Hoffnung. Ein Herantreten an das personale DU, das uns nicht zurücklässt, das uns die Hoffnung auf Heilung und Erlösung schenkt.
So werden die wenigen Wochen der Vorbereitung auf diese Begegnung zum Bild für den steinigen Weg des Singles.
Die Nächte sind lang und finster, die Kälte schnürt uns ein und alles scheint beschwerlich. Der Weg weit und steinig, und immer lauert die Gefahr, sich mit der Einsamkeit abzufinden, aufzugeben. Es ist jedoch die Hoffnung, die langsam wieder die ersten Kerzen entzündet. Das Licht färbt das Dunkel in ein sanftes Rosa und man erahnt den erlösenden, hellen Strahl am Horizont.
Sowohl im Glaubensleben als auch im Beziehungsleben kann der Advent zur Vorbereitung für das Kommen werden. Das eigene Herz muss zur Ruhe gebracht, der Druck abgeschüttelt und ein Vertrauen entwickelt werden. Wir dürfen in diesem Hoffnungsstrahl spüren: Ich bin nicht allein gelassen, ich muss und kann nichts erzwingen, ich brauche die Vorstellungen und Gedanken nicht zu wälzen. Der Strahl der Hoffnung bahnt sich von selbst den Weg, das Licht reißt von selbst die Dunkelheit entzwei.
Dieses tiefe Vertrauen entbindet uns jedoch nicht davon, mit offenen Augen durch das Leben zu gehen. Nutzen wir diese Zeit, unseren Blick nicht zu sehr in nebulöser Träumerei verschwimmen zu lassen. Wenden wir uns den Menschen in unserem direkten Umfeld zu, die uns nahe sind, die uns lieben. Der Familie, die wir vernachlässigt haben, die Nachbarn, die wir vielleicht kaum mehr kennen, dem grüßenden Obdachlosen am Eingang des Supermarktes. Nutzen wir die Adventszeit als Trainingslager für die liebende Aufmerksamkeit und legen wir unser oft verzweifeltes Streben in die Hände Jesu. Richten wir unser Herz mit einer gut genutzten Adventszeit auf die Hoffnung und das unverdiente Beschenktwerden aus.
ER wird geben, worum wir bitten!
Herzliche Grüße und einen segensreichen Advent!
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