Worte wie Licht und Feuer
„DIE LIEBE IST DIE SEELE DES GLAUBENS“
Begegnung mit dem hl. Antonius von Padua, dem Patron der Suchenden und damit auch der Patron der Singles, in Wort und Bild
Vielen ist der hl. Antonius von Padua (1195–1231) als Wiederbringer verlorener Dinge vertraut, und dies zu Recht. Dass der aus Lissabon gebürtige Fernando zuerst als Augustiner Chorherr eine ausgezeichnete theologische Bildung erhalten hatte und nach seinem Übertritt in den neugründeten Orden des hl. Franziskus von Assisi von diesem zum ersten Lehrer der Theologie für seine Brüder bestellt wurde, ist weniger bekannt. Davon kündet ein kurzer, aber herzlicher Brief des Ordensgründers, in dem er Antonius „meinen Bischof “ nennt, weil er als Lehrer der Hl. Schrift das erste und eigentliche Amt eines Bischofs ausübte:
Dem Bruder Antonius, meinem Bischof, wünsche ich, Bruder Franziskus, Heil. Es gefällt mir, dass du den Brüdern die heilige Theologie vorträgst, wenn du nur nicht durch dieses Studium den Geist des Gebetes und der Hingabe auslöschest, wie es in der Regel steht
(Franziskus-Quellen, Kevelaer 2009/14, 108).
Auf Bitten der Brüder hat Antonius gegen Ende seines Lebens sein Vorlesungs- und Predigtmaterial zusammengestellt. Aus diesem reichen Schatz sind hier einige kostbare Perlen ausgewählt, damit auch heute gelesen und gehört werden kann, was der im Jahr 1946 zum Kirchenlehrer erhobene Prediger uns heute zu sagen hat. Die Theologie des Portugiesen ist im Wesentlichen Schriftauslegung im Dienst der Predigt und Verkündigung, weshalb er den Ehrentitel „Lehrer des Evangeliums“ (Doctor Evangelicus) erhielt.
Die Schriftauslegung des hl. Antonius ist geprägt von der schon im Neuen Testament verwendeten „allegorischen Methode“ (vgl. Gal 4,24), die über den Wortlaut des Schrifttextes hinaus einen tieferen Sinn erkennt. Durch diesen soll der geschriebene „tote Buchstabe“ (vgl. 2 Kor 3,6) zum „Wort des lebendigen Gottes“ erweckt werden, das seine Leser oder Hörer erneut und persönlich anzusprechen vermag. Mag diese Methode im Licht des heutigen Bibelverständnisses etwas zu verspielt oder bildreich erscheinen, die daraus gezogenen Lehren rechtfertigen sich selbst durch ihre einleuchtende Klarheit und gewinnende Einfachheit. Wie Funken springen sie aus den dunklen Feuersteinen schwer verständlicher Schriftworte heraus und erzeugen Licht und Wärme in Verstand und Herzen derer, die sich davon treffen lassen.
Den hier ausgewählten Worten des Doctor evangelicus ist deshalb meist jenes Schriftwort vorangestellt, das er unmittelbar auslegt, oder ein anderes, auf das er sich wörtlich oder sinngemäß bezieht. Die deutsche Übersetzung der Bibelstellen folgt der von Antonius verwendeten lateinischen Bibel der Vulgata, zum besseren Verständnis aber nach Möglichkeit in Angleichung an heutige Bibelübersetzungen. Die Abkürzungen der biblischen Bücher entsprechen jenen der Einheitsübersetzung (Stuttgart 1980/2016). Die Ziffern hinter den Antonius-Worten bezeichnen Band und Seite der lateinischen Ausgabe der Predigten des hl. Antonius: S. ANTONII PATAVINI Sermones dominicales et festivi, hrsg. von B. COSTA (und andere), Bd. I–III, Padua 1979.
Mögen diese Worte des hl. Antonius eine persönliche Begegnung mit ihm selbst als Wiederbringer des Verlorenen ermöglichen und uns helfen, vor allem die Liebe als „Seele des Glaubens“ (II 37) zu finden.
Autor: Johannes Schneider OFM
Salzburg, am 4. Januar 2019,
dem Gedenktag der hl. Angela von Foligno
Christoph Hurnaus (Hrsg.)
http://www.christ-media.com/index.php?id=11#c756
Diesen Beitrag kommentieren