von Pater Tilmann Beller, aus “Unterwegs zum Du”
Das Verhältnis der Geschlechter zueinander hat sich im vergangen Jahrhundert stark verändert. Früher waren Mädchen Mädchen und Jungen Jungen. Sie gingen in verschiedene Schule und waren in ihrer Kleidung deutlich zu unterscheiden. Sie wurden anders erzogen und hatten deutlich andere Eigenarten. Männer und Frauen waren ganz anders. Heute können wir uns nicht mehr vorstellen, wie stark dies in der Gesellschaft und in den Familien der Fall war. Das Verhältnis der Geschlechter hat sich geändert, sie haben sie einander angenährt. So sehr, dass manche meinen, es gäbe fast keinen Unterschied mehr.
Das ist ganz besonders deutlich dort, wo man zusammenarbeitet, wo also Männer und Frauen das gleiche tun. Wo kaum ein Unterschied im Beitrag einer Frau oder eines Mannes wahrgenommen wird. Fügen wir noch bei, dass Mann und Frau beide geschlechtliche Eigenarten des anderen Geschlechts in sich tragen. Es gibt Frauen, die männlicher sind als viele Männer, und Frauen, die fraulicher sind als viele Frauen. Oft ist im Plan Gottes die männliche Rolle Sache der Frau und die weibliche Rolle Sache des Mannes. Es mag sein, dass jemand die hier nun genannten Eigenarten männlich und fraulich ganz einfach als menschlich bezeichnet und sie als zwei Varianten des Menschlichen charakterisiert. Tatsache ist, dass es in Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Erziehung und Kirche im Wesentlichen Lebensvorgängen gibt, die von beiden Geschlechtern ausgeführt werden können. Wenn es da oder dort „noch“ Schwerpunkte, also im Fußball und wirtschaftlichen Berufen mehr Männer und in Pflegeberufen mehr Frauen gibt, so wird das als Übergangssituation bewertet. Vom Lebensgefühl her ist Denken und Sein von Mann und Frau sehr stark angenähert und angeglichen, und wir erleben die Spannung nicht mehr. Und das noch nicht einmal im Bereich der Sexualität. Dort erleben wir nicht mehr eine gesamt-menschliche Spannung zwischen den Persönlichkeiten sondern nur mehr ein Mittel zur gegenseitigen Beglückung, was eben auch unter gleichgeschlechtlichen Partner möglich ist.
Jemanden von der gleichen Art sieht man als Kumpel und nicht als Partner aus dem anderen Geschlecht. Ich werde mich vielleicht doch fragen, sehe ich mich selber als Mann oder als Frau? Sehe ich mich in meiner eigenen Originalität oder sehe ich mich als Ingenieur oder Staatsbürger oder Verantwortlicher im Pfarrgemeinderat, und so weiter. Der praktische Weg heißt, eigene Originalität entdecken und kultivieren. Und immer wieder – bis zum äußersten – fragen: Bin ich gerne Mann, bin ich gerne Frau? Was bedeutet das für mich?
Zum Buch: https://www.kathtreff.org/blog/wegweiser-fur-singles/
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