… und wie kann ich die Richtige/den Richtigen finden, wenn es nur einen für mich gäbe?
von Pater Tilmann Beller, aus “Unterwegs zum Du”
Richtig ist, was Gott in seinem Plan von Ewigkeit her für uns vorgesehen hat. Wenn wir menschlich vom Richtigen sprechen, dann fehlt etwas. Wir bewegen uns im menschlichen Denken, in menschlichen Perspektiven. Das genügt nicht, denn die Liebe zwischen zwei Menschen reicht über das Menschliche hinaus.
Wenn wir von der Liebe zweier Menschen sprechen, spüren wir etwas Größeres. Vielleicht spüren wir dieses Mehr auch im Verweilen auf dem Gipfel eines Berges, oder in einer stillen Zeit zu Hause. Im Verweilen vergeht nicht nur Zeit. Im Verweilen geht die Zeit verloren. Man fragt nicht, wie lange man zugehört hat, wenn man eine Melodie hört, die das Herz berührt, oder bei der Rede eines Menschen, den man schätzt.
Mehr noch und stärker verfliegt die Zeit, wenn wir mit einem Menschen zusammen sind, den wir lieben. Und wenn, dann —das ist ein weiterer Schritt in Gedanken —dieser Mensch uns sagt, ich gehöre Dir, und das ist endgültig, und wenn wir dann antworten, ja, das ist endgültig, dann geht die Zeit verloren. Hier geht es nicht mehr nur um die Mitteilung von Daten und Fakten, nein, die Sache öffnet sich, und es wird alles weiter und größer.
In dieser Weite und Größe, da spüren wir etwas vom Unendlichen Gottes. Das ist gleichsam ein Wort für Gott, das ist eine in gewisser Weise grenzenlose Wirklichkeit, die uns dann umgibt, erfüllt und trägt und uns einander zudenkt. Wenn dann der Partner sagt, „Ich liebe dich“, dann ist das ein mächtiger Strom, der von sehr weit herkommt, eben nicht nur aus der Kehle, aus dem Hirn und aus dem Gefühl eines anderen Menschen. Das ist nicht nur Datenübermittlung, sondern dieses Wort des Menschen ist erfüllt von etwas Großem, das durch dieses Wort hindurch wirkt.
In diesem Wort ist der Reichtum einer Persönlichkeit und diese Persönlichkeit hat nicht nur augenblickliche Gedanken. Diese Persönlichkeit hat eine Geschichte, Erlebnisse, Eltern, Freunde, aber hinter dieser reichen Persönlichkeit ist noch mehr. Hier meldet sich etwas Großes, und vielleicht können wir sagen, etwas Grenzenloses.
Es gibt für Gott verschiedene Namen. Wir nennen Ihn Vater, wir nennen Ihn Liebe, wir nennen Ihn Geist, wir nennen Ihn den Allmächtigen, wir nennen Ihn den Weisen, und so weiter. Dort wo Gott uns berührt, durch die Liebe eines Menschen, empfinden wir eine unendliche Liebe, die uns durch das Herz, durch die ganze Persönlichkeit eines Menschen berührt, sich mitteilt, uns umgibt, und uns sagt: Du bist für mich kostbar.
Wenn also Gott sich mir in solch einer Begegnung schenkt, dann ist die Frage, ob es noch eine andere solche Begegnung gibt, ziemlich unerheblich. Aber etwas anderes geschieht: Unser ganzes Leben und Denken wird weiter, größer, einfacher und reicher. Wir spüren das Unendliche, das uns berührt und beschenkt. Auch wenn wir auf dem Gipfel eines Berges stehen oder uns Zeit nehmen, eine Blume anzuschauen. Wenn wir Musik hören, die wir lieben. Dann wird in gewisser Weise die ganze Welt der Dinge, die uns kostbar sind, zu einem Verkosten der Liebe Gottes.
Die Frage, ob es nur den einen Richtigen gibt, hilft uns in unserem praktischen Leben nicht viel weiter. Vielleicht stirbt ja die/der „Eine“ und ich finde einen anderen. Wichtig ist nicht die mögliche Anzahl. Der Vorgang, den wir beschrieben haben, ist nicht die Wanderung durch ein Kaufhaus.
Ob es die/der „Eine“ ist oder nicht, das merken wir daran, wie eine Begegnung auf uns wirkt. Wenn ich einen möglichen Partner als eine Antwort erlebe auf die ganze Sehnsucht meines Herzens, eine Sehnsucht, die sich sehr wohl in sehr konkreten Dingen äußern kann, dann ist das die/der „Eine“.
Dies sei am Schluss vermerkt: Es geht nicht nur um die Erfüllung einer Sehnsucht nach dem Unendlichen, sondern um die Erfüllung meiner Sehnsucht im ganz praktischen Bereich. Wenn ein möglicher Partner ohne große Bergtouren oder Weltreisen nicht leben kann, wenn er unbedingt meint, das Streicheln eines Krokodils sei das Höchste im Leben oder es gehe nichts über Hardrock, ich hingegen nicht ohne den Sand des Meeres, ohne Fischfilet, ohne einige Blindschleichen in meiner Wohnung und ohne klassische Musik existieren kann, dann meldet sich bei mir das Unendliche eben auf andere Weise, und dieser Partner ist nicht meiner.
Zum Buch: https://www.kathtreff.org/blog/wegweiser-fur-singles/
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