Zitate und Gedanken von P. Jacques Philippe (Gemeinschaft der Seligpreisungen) aus seinem Buch „Die innere Freiheit“ (Leseempfehlung!) präsentiert von P. Johannes Elias (Prior der Johannesgemeinschaft in Marchegg, NÖ), Mitschrift von Gudrun Kugler
Das Ziel unseres Lebens ist es, in den drei Tugenden Glauben, Hoffnung und Liebe zu wachsen. Gott wird uns am Lebensende nicht nach unseren Leistungen fragen, sondern nach unserem Glauben, unserer Hoffnung und unserer Liebe. Das größte Gut, das wir haben, ist unsere Freiheit. In dieser Freiheit können wir uns für Gott und gegen Gott entscheiden.
Auf dem Weg Richtung Himmel gibt es viele Stolpersteine und Fallen. Wenn wir sie erkennen und umgehen, werden wir innerlich frei:
Falle 1: Wir suchen die Schuld für unsere Schwierigkeiten bei anderen.
Achtung: Die Fehler der anderen können mich nicht daran hindern, ein glückliches Leben zu führen. Ich bin nur für mein Leben verantwortlich. Nicht für das Verhalten der anderen Menschen! Unsere Verantwortung ist es den anderen ein Beispiel zu geben, manchmal auch etwas zu sagen. Aber ansonsten bin ich nur für mich und nur für heute zuständig.
Falle 2: Wir sehen keinen Ausweg und werden entmutigt.
Niemand kann mir die Hoffnung auf den Herrn nehmen. Nimm das Wort Gottes zur Hand, wenn du in einem Tal bist und nicht mehr herauskommst! Vergiss‘ nie Psalm 23: „Er stillt mein Verlangen“ „nichts wird mir fehlen“.
Falle 3: Die Sorgen nehmen überhand.
Der Teufel will uns beunruhigen über die Dinge des Lebens (vgl. „Die innere Freiheit“ S. 84). Du kannst dich dadurch nicht mehr konzentrieren auf das Wesentliche, weil die Sorgen Überhand nehmen. Wenn wir das zulassen, haben wir verloren. Wir müssen lernen, im hier und jetzt zu leben. Gott will dir jetzt begegnen, nicht morgen oder übermorgen oder auf welchen Zeitpunkt immer sich deine Sorge bezieht. Wirf deine Sorgen auf den Herrn!
Die Dankbarkeit ist ein Schlüssel, um die Geschenke Gottes anzunehmen. Nicht der Glückliche ist dankbar, sondern der Dankbare ist glücklich.
Flüchte zu Gott – nicht in Ablenkungen, sondern direkt zu Gott. Oft sind wir gefangen in Spiralen von negativen Gedanken… Gott hilft dir, diese Spirale zu durchbrechen.
Falle 4: Wir lassen uns von inneren Ängsten fesseln.
Prüfe deine Reaktionen auf die äußeren Ereignisse. Was lösen sie in dir aus? In jedem Menschen gibt es Ängste, Unruhen, Traurigkeiten und Hilflosigkeiten. Lass dich in diesen Zuständen nicht fesseln. Die Beichte ist ein gutes Mittel, sich von diesen niedrigen Gefühlen zu befreien und frei zu werden für das Wesentliche. Gott ist über unsere Niedrigkeiten nicht entsetzt. Er kennt und versteht uns – aber bietet uns die Hand an, nach oben zu klettern.
Falle 5: Wir lassen uns von äußeren Umständen fesseln.
Manche äußeren Umstände lassen sich verändern. Arbeite daran! Andere äußere Umstände lassen sich aber nicht ändern. Für den Moment jetzt hat dir Gott aber alles gegeben, dass du ihm jetzt begegnen kannst – denn er lebt in dir! Und dass du diesen Moment auch genießen kannst. Lass dich nicht von äußeren Umständen bestimmen! Befreie dich davon, dass dich äußere Gegebenheiten bestimmen… damit du frei bist für das Wesentliche, für die Liebe, das Glück und für Gott. Vgl. „Flamme der Liebe“ von Johannes vom Kreuz.
Falle 6: Der Zorn über Situationen und Menschen lenkt uns vom Wesentlichen ab.
Wenn du dich daran stößt, dass in einer Situation keine Liebe ist, dann gib du sie, bring sie dorthin. Gutes wie Schlechtes wird weitergegeben von einem zum anderen. Wenn du Liebe bringst (auch wenn dein Gerechtigkeitssinn beleidigt sein sollte), dann startest du damit eine Kettenreaktion des Guten und durchbrichst die Kette des Negativen. Das Böse kann nur durch das Gute besiegt werden.
Falle 7: Der Ärger über die Vergangenheit oder Sorgen bzw. Träume für die Zukunft lassen uns das Jetzt verlieren.
Der einzige Augenblick in dem ich leben kann und in dem mir Gott begegnen kann ist Jetzt. Wir spüren vielleicht im Jetzt eine große Last und flüchten in Zukunftsträume. Oder schwelgen in Erinnerungen oder Ärger über Dinge aus der Vergangenheit. Wenn mir der Gedanken an die Vergangenheit oder die Hoffnung für die Zukunft hilft, das Jetzt intensiver zu leben, dann ist es gut. Gefährlich ist es aber, wenn wir das Jetzt verlieren. Wenn ich nur von Wochenende zu Wochenende lebe, verliere ich fünf Tage in jeder Woche. Das ist sehr schade!
Jesus traf einen Kranken am Teich Bethseda, der 38 Jahre lang jeden Tag an den Teich kam in der Hoffnung dort gesund zu werden (Johannes Kapitel 5). 38 Jahre lang hatte er gehofft, und war jeden Tag enttäuscht worden. Die Zahl 38 symbolisiert biblisch den Übergang. Jesus fragte ihn: Willst du gesund werden? Und Jesus heilte ihn. Damit schenkte er ihm Freiheit und holt ihn aus der Fessel des Fokus auf die Krankheit ins Hier und Jetzt. Die Begegnung mit Jesus holt ihn heraus.
Fazit: Wir müssen nicht warten auf morgen um frei und glücklich zu sein. Wir können uns dafür entscheiden, heute und jetzt frei und lebendig zu sein. Gebet und Stille helfen uns, die Stolpersteine zu erkennen und sie zu umgehen. Jesus ist das lebendige Wasser. Er gibt auch toten Orten neues Leben…. wenn wir es zulassen.
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