von Pater Tilmann Beller, aus “Unterwegs zum Du”
Was geschieht, geschieht in einem einzigen Augenblick. Wir erleben einen Morgen nach einer guten Nacht. Wir erleben, wie uns ein Schnitzel schmeckt. Wir erleben, dass jemand traurig ist. Wir erleben, dass eine Sache wirklich schwierig ist. Das ist immer ein Augenblick. Manchmal ist der Augenblick sehr schwer zu ertragen. Und manchmal fühlen wir uns einfach miserabel.
Wenn wir verheiratet sind, dann gibt es wundervolle Augenblicke mit dem Kind oder mit der Person, die unser Ein und Alles ist, und wir wünschen uns dann, dass es immer so wäre. Wir möchten dem Augenblick sagen: „Bleib’ doch!“ Aber dann wird es anders. Es wird in einer Ehe unsagbar viel gelitten. Da ist der kleine Schmerz, wenn die Sorge um das Kind weh tut. Wenn es lästig ist, oder wenn es später dunkle Wege geht. Es gibt den kleinen Schmerz, wenn der Partner uns nicht genug beachtet, oder wenn wir spüren, seine Sehnsucht geht in eine andere Richtung. Wir dürfen nicht in der Illusion leben, die Ehe sei das große Glück schlechthin.
Hinter dem Wunsch nach einem Partner, Kindern, einem Haus oder einer Wohnung, da steht Gott, der mit mir redet. Er ist mir ganz nahe.
Man nennt es Berufung, wenn Gott sagt: „Ich möchte dich bei Mir haben.“ Das geht natürlich auch ohne Priester oder Ordensschwester zu sein. Das ist nur am Rand wichtig. Entscheidend ist, dass Gott sagt: „Ich will dich für Mich.“ Natürlich tut das weh. So wie es in der Ehe weh tut und ein Kampf ist, wenn wir hinter der Situation Partner, Kind, Arbeit unseren Gott suchen.
Das ist nicht nur im Umgang mit Menschen so —das ist auch im Leben mit Gott so. Jesus sagt: „Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel haben ihre Nester, der Menschensohn weiß nicht, wo
Er sich ausruhen soll.“ Und Er hat um sich herum engste Freunde, die Ihn am Ende nicht verstehen. Auch nicht vor der Himmelfahrt. Und da ist noch Judas, und Jesus weiß natürlich, was in diesem Menschen steckt. Er liebt ihn, Er holt ihn in seine Nähe und Er verliert den Kampf um das Herz dieses Menschen.
Es macht fast keinen Unterschied, ob wir aus dem Leben mit einem Partner und mit eigenen Kindern Liebe werden lassen – oder aus einem Leben allein. Aber es ist in jedem Fall ein Leben, wo es jemanden gibt, dem wir sagen können: „Ich bin für dich da.“ Das sagen wir unserem Gott, und wir können ausruhen, wenn wir sagen: „Ich bin für Dich da, und Du bist bei mir.“ Das sagen wir dort, wo es dunkel ist, und das sagen wir, wenn uns etwas gut tut.
Die Antwort auf unsere Frage lautet also: Es kann sein, dass Gott uns in die Ehe beruft – oder dass Er uns allein bleiben lässt, und uns sagt, „Ich möchte dich ganz für Mich“. Er sagt dann auch: „Ich brauche dich für andere.“ Doch davon reden wir eigens.
Zum Buch: https://www.kathtreff.org/blog/wegweiser-fur-singles/
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