„Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, erfüllt mich sehr große Dankbarkeit. Ich weiß, dass Gott mich keinen Augenblick aufgegeben hat, dass er mich immer bestens geführt hat. Nach meiner Bekehrung nach der Matura hat mir der Herr eine große Liebe zur Eucharistie in der hl. Messe und zur Anbetung geschenkt und mir die Kraft des Rosenkranzes gezeigt. Das Leben mit Jesus wurde so freuderfüllt, fröhlich und spannend. Jahrelang durfte ich die Sendung der Jüngersuche voll Freude und Dankbarkeit mittragen. Durch das Straßensingen, die Wander-Muttergottes und die Jüngergruppe konnte ich mithelfen, dass viele Menschen Jesus als ihren persönlichen Heiland, Retter und Freund erkennen und erfahren. Dann kam die Zeit, wo ich immer mehr nach meiner persönlichen Lebensberufung fragte. Die Sehnsucht, ganz für Gott da zu sein, war groß, aber ich wusste nicht, wo mein Platz sein sollte. Damals hatte ich nur eine Teilzeitarbeit und konnte mich viel dem Gebet widmen.
Dann verliebte ich mich völlig unvermutet in einen Arbeitskollegen, was mich innerlich durcheinander brachte: ‘War das wirklich Gottes Wille?’ In meiner Ratlosigkeit holte ich eine Wander-Muttergottes zu mir nach Hause und betete zwei Wochen lang sehr intensiv, bis ich innerlich spürte und Frieden dabei hatte, mich auf diese Freundschaft einzulassen. Doch damit hatte ich gar nicht gerechnet, sodass ich recht unvorbereitet in die Freundschaft ging. Es war eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen: einerseits die schönen Momente zu zweit in der Natur, mit Freunden, bei Ausflügen – andererseits aufwühlende und manchmal schwierige Gespräche, weil mein Freund ‘noch nicht die Liebe Gottes erkannt hatte’. Er war aus der Kirche ausgetreten, aus Liebe zu mir (nach seiner Aussage: um die Caritas zu unterstützen) trat er wieder ein, um mich nicht zu verlieren. Wir erlebten eine Berg- und Talfahrt. Ich empfand es auf Dauer als nicht aushaltbar, Gott nachfolgen zu wollen und in einen Mann verliebt zu sein, der ganz in der Welt verhaftet ist. Unentwegt kam ich in Gewissenskonflikte, sodass ich immer wieder nach einigen Monaten die Notbremse zog und eine Auszeit oder die Trennung aussprach. Am Ende stellte ich meinem Freund ein Ultimatum: Entweder wir heiraten, oder es ist endgültig aus. Er wollte nicht heiraten – heute bin ich für diese Ehrlichkeit (die ja für ihn genauso Trennung und Schmerz bedeutete) unendlich dankbar.
Es war für mich sehr schwer, den Mann, von dem ich jahrelang gedacht hatte, dass er der Mann des Lebens für mich sei, und gehofft hatte, dass er sich doch noch bekehrt, so endgültig zu lassen. Ich hatte mich zwar getrennt, aber die Hoffnung hatte ich aufrecht gelassen. Immer wieder haderte ich mit Gott: ‘Warum hast Du mir den inneren Frieden für diese Freundschaft gezeigt, wenn es ja doch nichts wird?’ Schließlich hatte ich auch viel Groll gegenüber meinem Freund, weil er mich jahrelang hingehalten und mir bzw. ich mir Hoffnungen auf eine Ehe gemacht hatte. Aber es blieb mir nichts anderes übrig, als ihn Maria und Jesus zu schenken, die ganze Situation in ihre Hände zu legen. Denn das hatte ich ja schon so oft wohltuend und auswegbringend erlebt: Einfach auslassen, alles Gott überlassen und Ihn walten lassen. Dennoch: Es tat einfach innerlich sehr weh: Die ganze Lebensplanung war dahin, die Aussicht auf Ehe und Familie war völlig geschwunden.
In dieser Zeit habe ich viel geweint und gefragt: ‘Jesus, warum machst Du mir das Leben so schwer, wo ich doch redlich versuche, Dir nachzufolgen?’ Als wir damals das Weltjugendtagskreuz in unseren Reihen im Jüngerzentrum hatten, fühlte ich eine große Ehrfurcht vor diesem Kreuz. Wir feierten mit ihm in der Mitte hl. Messe und blieben anschließend noch ein paar Stunden in ruhigem Gebet. Diese Stunden waren für mich teilweise hart, es kamen mir manchmal scheinbar grundlos die Tränen. Ich spürte eine starke Verbundenheit des von Jesus erlebten Kreuzweges mit meinem Lebenskreuzweg, auch wenn meiner im Vergleich verschwindend klein ist. Es war für mich, als würde ich ganz stark mit Jesus verbunden sein, als er für mich, für meine Familie, meine Freunde am Kreuz starb. Trotzdem war auch eine Freude in mir, darüber, dass Jesus handelt und wirkt, dass bei Ihm nichts verloren ist und alles einen tiefen Sinn hat, dass Er auch zu mir gesagt hat: ‘Wer mein Jünger sein will, nehme täglich sein Kreuz auf sich.’
Da ich nun – nach der Trennung wieder allein – wieder mehr Zeit hatte, malte ich intuitiv eine Bilderserie mit den Themen Kreuz, Weg und Auferstehung und hängte diese auf. Erst mit der Zeit erkannte ich in der Hänge-Reihenfolge: ‘Das Kreuz ist der Weg zum Licht, zur Auferstehung.’ Außerdem konnte ich meine Wohnung ausmustern und fand bei meinen persönlichen Dokumenten einen Brief des Priesters, der in der schwersten Zeit meines Lebens viel für mich gebetet hatte. Darin stand auszugsweise: ‘Du bist ganz einmalig, durch niemanden ersetzbar. So wie Du bist, will Dich Gott einsetzen in den Weltenplan. … Gott braucht Dich, Du darfst ihm nicht entfliehen … Du bist von Gott gerufen, Großes zu vollbringen und zu wirken. Freue Dich auf eine solche Sendung.’ Ich wusste wieder: Ich war nicht herausgefallen aus Gottes Liebe und Seinem Plan.
Um von meinem Ex-Freund loszukommen, nahm ich mir beruflich eine Auszeit und verbrachte einige Monate als Volontärin in Israel. Es war eine gewaltige Zeit! In einem E-Mail schrieb ich an meine Freunde: ‘Für mich ist alles nach wie vor so irreal! Ich bin in Jerusalem. Überall spürt man Gott, er ist hier vor 2000 Jahren über die gleichen Steine gegangen wie ich! Und Er ist jetzt genauso hier! Hier in Israel habe ich wieder großes Gefallen gefunden am Gespräch mit Jesus. Vor allem durch die lebendige Bibel bekomme ich viel mehr Beziehung zu Gott. Es ist faszinierend an den Orten zu sein, wo auch Jesus und Maria waren. Wenn man die Bibel liest und viele der Orte kennt, bekommt das Wort ganz andere Dimensionen! In Jerusalem kommt in der Seele vieles auf, es findet aber auch viel Heilung statt.
Von Jerusalem kam ich verändert zurück, wenn dies auch eine Zeitlang mit viel Tränen und Leid verbunden war. Das Wichtigste für mich persönlich war das Freiwerden von dem unbedingten Wunsch, Familie gründen zu können, frei zu werden von der Torschlusspanik: ‘Wenn ich nicht bald heirate, ist es zu spät zum Kinderkriegen.’ Ich erkannte: Mein Glück hängt nicht von Ehe und Familie mit Kindern ab. Auch ein Leben allein kann erfüllt, glücklich und fruchtbar für andere sein. Das gab mir großen Frieden. Ich machte die Freude am Herrn zu meinem Lebensmotto.
In der Freizeit zog es mich immer mehr zum konkreten Seelsorgedienst an Leidenden und Sterbenden. Ich hatte schon bei der Pflege meines schwer kranken Vaters bis zu seinem Tod gesehen, wieviel Freude Gott in diesem Dienst schenken kann. Nun konnte ich meine Freude an Gott kranken und alten Menschen im Haus der Barmherzigkeit weiterschenken. Ich wurde Krankenkommunionhelferin und hatte dabei den Eindruck: Nicht ich bringe Jesus zu den Kranken, nicht ich schenke Ihn weiter, sondern Er schenkt sich mir durch die Kranken. Das tat ich immer Freitag, oftmals war ich sehr ausgelaugt nach einer anstrengenden Arbeitswoche und ich sagte innerlich: ‘Jesus, eigentlich würde ich jetzt viel lieber nach Hause gehen und mich ausruhen.’ Aber jedes Mal kam ich nach dieser Zeit der Krankenkommunion gestärkt, fröhlich und dankbar nach Hause.
Bei einem Gespräch über meinen weiteren Lebensweg fragte mich eine Schwester der Jüngersuche, ob ich nicht eine Gebetsgruppe gründen möchte für junge Frauen, die Sehnsucht nach einer Partnerschaft haben, aber trotz Bemühen noch niemanden kennengelernt haben. Ja, das wollte ich, es war ein neues Licht für mich. Wir trafen uns zu sechst bis acht einmal monatlich, verbrachten einen Tag miteinander (Ausflug oder Wallfahrt) und beteten mit viel Glauben in diesem Anliegen. 2010 ergab sich zu viert eine schöne Urlaubszeit im Heiligen Land, wo wir eine Novene in unserem gemeinsamen Anliegen beteten. Als sich nach einigen Monaten noch immer nichts tat, sprach ich mit einem Priester über meine Ungeduld in der Partnersuche: Ich betete doch inständig um einen Mann und hielt überall meine Augen und Ohren offen. Warum tat sich denn trotzdem nichts? Er meinte: ‘Sie werden sehen, Gott wird Ihnen Ihren Mann noch auf einem goldenen Tablett servieren.’
Kurze Zeit darauf lernte ich auf der katholischen Internetplattform www.kathtreff.org einen Mann kennen, der mir gefiel. Ich hätte nicht beim ersten Mal gesagt: ‘Das ist mein Traummann!’, weil ich mir diesen in meinen Gedanken anders ausgemalt hatte. Aber nachdem ich eine aufkeimende Hingezogenheit in mir fühlte, fiel mir ein konkreter ‘Gebetszettel’, den ich Gott in meiner Gebetsecke nach der Trennung vom Ex-Freund hingelegt hatte, in die Hände: eine ca. 20-Punkte-Liste mit Eigenschaften meines zukünftigen ‘Traummannes’ (Charaktereigenschaften, Glauben, Herkunft, Alter, Aussehen usw.). Ich musste schmunzeln: Von den vielen Punkten konnte Richard einen einzigen Punkt nicht erfüllen: Er ist einen Zentimeter kleiner als die von mir gewünschte Mindestgröße. Der eine Zentimeter wird durch seine Herzensgröße mehr als wett gemacht. Wir haben nach ein paar Treffen und E-Mails am Tag der hl. Therese von Lisieux, meiner Lieblingsheiligen, beschlossen, die Freundschaft miteinander zu wagen. Wenige Monate später verlobten wir uns und heirateten bald im Kreise unserer großen Familien- und Freundesschar – natürlich in einer Marienkirche, weil Maria uns so gut führt.
Jetzt nach ein paar Monaten der Ehe muss ich öfter an die Worte dieses Priesters denken: Richard wurde und wird mir mehr als auf einem goldenen Tablett serviert. Mit ihm verheiratet zu sein ist so toll! Manchmal habe ich das Gefühl vor Glückseligkeit zu platzen. Gottesführung zu zweit zu erleben ist noch weit erhebender als allein! Eine geistliche Schwester, die ich in Israel kennen gelernt hatte, und die erst durch ein Hochzeitsbild von unserem gemeinsamen Lebensweg erfuhr, schrieb zurück: ‘Wow!!! Gott macht keine halben Sachen, gelt?’ Es ist so schön, den besten Mann des Lebens gefunden zu haben, der Gott ebenso wie man selbst in die Mitte stellt. Es tut so gut, in Gesprächen einander kennen zu lernen, vom anderen immer mehr zu erfahren und dabei zu erkennen, dass man noch viel mehr gemeinsam hat. In unserem Haus mit dem herrlichen, parkähnlichen Garten fühle ich mich immer wieder wie eine Prinzessin. Jeder gemeinsame Tag ist ein herrliches Geschenk. Wir hatten als Hochzeitsevangelium gewählt: ‘Seht euch die Lilien des Feldes an, sie säen nicht, sie ernten nicht, und doch ernährt sie der Vater im Himmel ….’ Das sehen wir konkret in der Ehe: Gott schenkt uns alles, was wir brauchen – und noch viel mehr! Ich staune jeden Tag, was Gott an mir, an uns in den letzten Monaten, Wochen, Tagen getan hat und für uns bereithält. Wir beten täglich morgens und abends mit Blick auf die wunderschöne Muttergottes-Statue, die wir uns zur Hochzeit gewünscht hatten und die bei diesem Sakrament gesegnet wurde. Wir wissen, Gott hat uns unser ganzes Leben lang aufeinander vorbereitet und führt uns nun gemeinsam so wunderbar durch Maria. Wir sind beide so unendlich dankbar dafür!“
– Martina
Aus: Zeitschrift der Jünger Christi, Juni 2012, „Gott macht keine halben Sachen“
Wir danken für die Erlaubnis, diesen Text auf unserem Blog zu verwenden!
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Liebe Martina,so eine schoene Geschichte ueber dich!
Alles braucht seine Zeit,ich hab auch dem Herrgott alles uebergeben.
Er ist mein bester Freund.
Wollt dich bitte fragen,wegen Israel.
Warst du im Oesterr.Hospiz,das moecht ich auch gerne tun.
Wie hat es dir gefallen,waere schoen wenn du mir mal schreiben koenntest.
Danke,lg.Andrea Huber aus Braunau