Tilman Beller erklärt dieses wunderschönen Gedanken so: „Da sagt ein junger Mann: ‚Aus diesem Mädchen kann man etwas machen.’ Wir können unser ganzes Leben lang als Lehrer, Erzieher und Führungskräfte aus jemandem ‚etwas machen’. Aber jemanden, aus dem wir etwas machen können oder wollen, dürfen wir nicht heiraten, weil wir nicht staunend vor seiner Größe stehen, sondern ihn von vornherein als den Kleineren sehen. Eine gewisse Gleichheit im persönlichen Format, in der Qualität der Persönlichkeit ist Voraussetzung für eine Partnerschaft.“
Um uns auf die Sprünge zu helfen, könnte man folgende Fragen stellen: Können wir uns gegenseitig bewundern? Können wir uns langfristig respektieren? Aber staunend vor der Größe des anderen zu stehen –das greift tiefer als Bewunderung und Respekt. Ich bin seit einigen Jahren verheiratet. Und ich denke mir jeden Tag: „Unglaublich eigentlich, dass ausgerechnet ich mit diesem wunderbaren Mann verheiratet bin.“ Das ist mehr als Bewunderung und Respekt, denn diese Begriffe beschreiben etwas von mir Unabhängiges. Ich kann Mozart bewundern und meinen beruflichen Kontrahenten respektieren. Aber wenn ich staunend vor der Größe des anderen stehe, hat er mich in der Tiefe meines Herzens berührt und dort ein Staunen entfacht, aus dem die Liebe fließt.
In dieser Wahrnehmung liegt auch der Schlüssel zum Geheimnis dauerhaft glücklicher Beziehungen – denn dieses Staunen wird nicht schal. Während man einerseits vom anderen im Herzen berührt wird, erfährt man auch seinen eigenen Wert. In der Partnerschaft darf man endlich selbst „jemand sein“. Und es ist kein Geheimnis, dass diese Art von gegenseitiger Wahrnehmung auch „sexy“ ist: Das Stauen vor der Größe des anderen ist die Grundvoraussetzung für eine Sexualität, die sich nicht abnützt.
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