Was haben Gandalf, Frodo, Anton Bruckner, Simone Weil und Gertrud von le Fort gemeinsam? Sie haben großes geleistet – auch weil sie ungebunden und dafür frei waren. Verbringe Dein Leben als Single nicht als Wartender – lebe jetzt! Lebe ganz! Wie kann man ohne Partner glücklich sein?
Die evangelische Pfarrerin Astrid Eichler schreibt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei – dieser Satz gilt natürlich auch für Singles. Aber deswegen muss die Ehe nicht der einzige Ausweg sein. Wenn wir von einem biblischen Menschenbild reden, sollten wir darauf achten, dass wir es nicht zu sehr verkürzen. Der oben erwähnte Satz wird überwiegend auf die Ehe als Lebensform bezogen. Mein allgemeiner Rat an Singles ist der, das Leben nicht auf dem Bahnsteig zu verbringen. Das Leben ist zu schade dafür.“ (Ev. Pfarrerin Astrid Eichler). Das Leben ist zu wertvoll, um ohne Partner unglücklich zu sein!
Ehe ist kein „Primärbedürfnis“
Es gibt Dinge im Leben, ohne die es nicht geht. Diese Dinge nennen wir Primärbedürfnisse. Essen, Schlafen, Atmen. Die Ehe zählt nicht dazu – aber interessanterweise die Freundschaft. Das „soziales Wesen“ braucht andere Menschen. Man braucht Menschen, denen man sich öffnen kann, denen man vertrauen kann, bei denen man sich geborgen fühlt. Im Idealfall findet der Mensch all dies auch bei seinem Ehepartner. Freundschaft ist ein Primär-, Ehe ein Sekundärbedürfnis. Es ist gut, wenn sie gelingt, aber sie ist nicht notwendig für ein erfülltes Leben. Man kann also auch ohne Partner glücklich sein.
Familie gründen ist ein Beruf
Heiraten ist kein Muss. Man kann sich auch bewusst dagegen entscheiden. Für die meisten Christen ist es heute selbstverständlich zu heiraten. Aber ist das wirklich so eindeutig jedermanns Weg?
Heiraten heißt, für eine andere Person Verantwortung zu übernehmen. Heiraten heißt im Normalfall auch Eltern zu werden. Das ist schön und gut so. Aber es ist kein Muss. Man kann sich auch dafür entscheiden, alleine zu leben. Es gibt Berufe, in denen sich ein Single leichter tut. Besonders fordernde Berufe oder Berufe, die höchste Flexibilität voraussetzen: Soldaten auf Auslandseinsatz, Antarktis-Forscher, leidenschaftliche Fernfahrer, besonders spezialisierte Ärzte. Früher war es für Krankenschwestern und Lehrerinnen das Ideal, alleine zu leben, in manchen Institutionen sogar Voraussetzung: Mit einer Heirat schied man aus dem Beruf aus. Ich glaube nicht, dass Rembrandt oder Michelangelo zum Windelwechseln oder für Schwiegerfamilienbesuche eine Schaffenspause machten. Friedrich Nietzsche meinte: „Das Lächerlichste, das ich mir vorstellen kann, ist ein verheirateter Philosoph.“ Weil er seinen Kopf woanders hat. Logisch. Auch Gandalf oder Frodo hätten mit Ehefrau und Kindern ihre Abenteuer nur unter gröbster Vernachlässigung familiärer Pflichten gemeistert!
Heiraten ist nicht die einzige Denkoption: Glücklich kann man auch ohne Partner sein
Ja, es gibt Berufe, in denen ein besonderes Engagement möglich ist, wenn diese nicht durch die eigene Familie schon „besetzt“ ist. Wer frei ist von Form, ist aufnahmefähig für andere Formen, sagt Aristoteles. Die Aufnahmefähigkeit von Vätern oder Müttern ist geringer als die von Singles. Ihr kreatives Potential, ihr innerer Strom und ihre Kraft sind der eigenen Familie zugewandt. Sie sind innerlich an die menschlich intensiven Beziehungen in ihrer Familie gebunden. Diese füllen ihren inneren Raum des Schaffens komplett aus. Lehrer zum Beispiel, die diese Bindungen nicht haben, sind ihren Schülern gegenüber anders offen. Sie können ihren Schülern eher ein Zuhause werden. Eine Freundin erzählte mir, wie sehr sie sich freute, als ihre unverheiratete Lehrerin viele Jahre nach dem Abitur zu ihrer Promotion gekommen war. Diese zarte Bindung kann man geistige Elternschaft nennen. Solche Menschen und solche Bindungen braucht das Land … besonders in Zeiten ausgeprägter geistiger Armut. Menschen, die für Freundschaft oder Begleitung spontan und frei zugänglich und aufnahmefähig sind, gerade weil sie Singles sind. So wird das Singlesein ein persönlicher Weg mit Gott, der keine Institution braucht. Kloster oder Ehe stehen sich nicht allein gegenüber! Denn in seiner Geborgenheit in Gott dringt ein Single, der dies bewusst als geistlichen Weg lebt, in Bereiche vor, in die ein Priester, ein Pastor oder ein Ordensangehöriger oft gar nicht kommen.
Zu heiraten ist also nicht die einzige Denkoption. Heiraten bedeutet, sich für eine Lebensweise zu entscheiden. Das muss man bewusst tun, denn die Tragweite dieser Entscheidung ist enorm. Wer in beruflichen, akademischen, künstlerischen oder missionarischen Dingen Erfüllung findet, muss nicht um jeden Preis eine Familie gründen! Gertrud von le Fort, Simone Weil, Annette von Droste-Hülshoff und Anton Bruckner sind leuchtende Beispiele dafür. Weniger berühmte aber ebenso erfüllte Singles sollte jeder aus seinem eigenen Umkreis kennen.
Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“
In der katholischen Kirche gibt es eine Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“. Männer und Frauen entscheiden sich bewusst dazu, unverheiratet zu bleiben, um Gott hundertprozentig zur Verfügung zu stehen und sofort auf seinen Ruf reagieren zu können. Man stelle sich vor, die Apostel hätten auf Jesu Ruf ihm nachzufolgen geantwortet: „Im Prinzip gerne. Aber meine Frau und meine Kinder brauchen mich, komm’ doch in ein paar Jahren wieder vorbei, wenn die Kinder aus dem Gröbsten sind, dann werde ich dir bestimmt nachfolgen!“ Ein katholischer Priester blieb freiwillig auf der sinkenden Titanic, um den Sterbenden beizustehen. Als Familienvater wäre er zu dieser Entscheidung nicht frei gewesen. Zölibatär lebende Menschen sind ein wandelndes Zeichen, dass es mehr gibt als die Dinge, die wir sehen können. Sie beweisen mit ihrer Lebensweise, dass ihnen Gott mehr bedeutet, als alles andere auf der Welt. Das rückt auch die Welt des Partnersuchenden wieder ins Lot.
Ein gelungenes und glückliches Leben ist ein Leben der Freude – unabhängig vom Beziehungsstand
Die großartige Ida Friederike Görres schreibt in ihrem Klassiker für christliche Alleinstehende („Von Ehe und von Einsamkeit, 1949“): „Wo lernt sich diese Freude? Aus dem Vorsatz, aus dem Grundsatz, aus der Reflexion und dem Pflichtbewußtsein? Sie lernt sich im Vollzug, das heißt: im Danken. Dank ist die hohe Schule der Freude. … Wir danken immer zu wenig, und deshalb freuen wir uns zu wenig. … Dem Verzichtenden schenkt sich die Schöpfung auf neue Weise zurück. Dem nicht mehr Fordernden laufen die Dinge entgegen. Ihm erschließt nicht nur der Himmel, sondern auch die Erde ihre verborgenen, übersehenen, unscheinbaren Köstlichkeiten. … Er, der von der Armut lebt, hat Armutsrechte vor Gott.“
„Das wirst Du alles selbst entdecken und es ist besser, man redet vorher nicht zu viel davon. Ich wollte Dir ja nur einen Weg gewiesen haben in das wunderreiche Land der Einsamkeit – erobern wirst Du es selbst, das ‚wüste, weglose und wasserlose Land’, darin Gott so vielen erschienen ist, wie einst in der Wüste.“
Fazit: Ohne Partner kann man nicht nur – man muss sogar glücklich sein! Das Leben ist wertvoll.
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