Akzeptieren, was ist.
Dinge, die ich nicht ändern kann, muss ich akzeptieren. Akzeptieren, was ist. Das ist der spezifisch menschliche Zugang zu Situationen, in die man gestellt ist. Beginnend beim schlechten Wetter. „Ich mache das Beste daraus,“ soll unsere Grundhaltung sein. Alles ist eine Sache des Blickwinkels.
Bis zum Schluss ist es nie zu spät!
Meine Vergangenheit ist in den Händen der göttlichen Barmherzigkeit, die aus allem Gutes machen kann. Meine Zukunft liegt in den Händen der göttlichen Vorsehung, die mich nicht vergisst. Hab‘ ich vielleicht vieles im Leben verpasst? Ich kann jeden Tag neu anfangen. #nevertoolate
Das Tätigkeitswort lieben wird nur in der Gegenwart konjugiert. Viele große katholische Autoren der Geschichte sprachen von Stufen – sieben Wohnung von Theresa von Avila, zwölf Stufen der Demut des Hl. Benedikt, usw. In unserem Leben entwickeln wir uns immer weiter. Aber heute kann ich nur einen Schritt weitergehen. Das ist meine Pflicht für heute. „Um Dich zu lieben, oh Jesus, habe ich nur den heutigen Tag“, sagt Therese von Lisieux.
Im Jetzt leben – für morgen wird Gott sorgen
Ich kann nur heute, nur gerade jetzt, leiden. Man kann nicht ein ganzes Leben lang leiden. Sondern nur Augenblick für Augenblick. Das Leben ohne Leiden nennt man Himmel. Darauf gehen wir zu, insbesondere wenn wir es schaffen, durch die Annahme der Situation in der wir uns befinden, auch wenn es Leiden bedeutet, wachsen können.
Im Tagebuch der Etty Hillesum (Leseempfehlung) lesen wir: „Das große Hindernis ist immer die Vorstellung, nicht die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit nimmt man auf sich. In dem man sie trägt, wächst auch die Widerstandskraft.“ Die Vorstellung und die Sorge über das Leiden fügt dem aktuellen Leiden unendliches hinzu, das eigentlich nicht nötig wäre. Es ist ein unwirkliches Leiden… während wir schon beschäftigt genug sind, das gegenwärtige Leiden zu tragen. Negative Vorstellungen sind Gift für uns, das uns die Lebensfreude nimmt.
In Mt 6, 31-34 lesen wir: Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Nein sagen zu negativen Gedanken
Manchmal plagen uns negative Gedanken. Unsere Freiheit üben wir aus, in dem wir ihnen nicht nachgeben. Uns nicht ständig mit dem Negativen auseinanderzusetzen. Wir sagen nein. In der Osterliturgie schwören wir dem Bösen ab. Ich spreche mich vor mir selbst gegen den Geist der Unreinheit, der Tatenlosigkeit, der Verzweiflung, der Entmutigung, etc. aus.
Gebet und Stille als Quelle der täglich nötigen Kraft
Im Alten Testament gibt Gott den Israeliten Manna. Er gibt es ihnen aber nie auf Vorrat – immer nur für den Tagesbedarf. So sieht es auch in unserem geistlichen Leben aus. Ohne tägliches Gebet kommen wir nicht weiter. Mit dem Gebet steht und fällt das Christentum. Gott gibt uns die Kraft, mit allen, das von uns gefordert wird, umzugehen. Wenn wir aufhören zu beten, gehen wir unter. Wir benötigen Zeiten der Stille um uns zu ordnen – und um Gott zu begegnen.
Leben – und nicht darauf warten zu leben!
Im Schöpfungsbericht lesen wir, dass Gott „sah, dass es gut war.“ Gott sieht, dass es gut ist. Gott gibt mir jeden Augenblick die Möglichkeit, meine jetzige Situation als gut zu entdecken – weil er in ihr gegenwärtig ist. Es besteht die Gefahr, dass man sein ganzen Leben damit verbringt, darauf zu warten, zu leben, anstatt wirklich zu leben. „Wenn das und das mal gelöst ist, dann kann ich leben,“ denken viele. Aber so zieht das Leben an uns vorbei. Gott sagt, dass er ein Gott der Lebenden ist, nicht ein Gott der Toten. Egal welche Schwierigkeiten, sie sind kein Grund, mit dem Leben zuzuwarten! Es ist wie bei „Warten auf Godot“. Godot kommt nie. In diese Falle dürfen wir nicht tappen!
Ein ruhiges Herz, um lieben zu können
Ein unruhiges Herz kann nicht auf andere eingehen, kann eigentlich nicht lieben. Wir müssen uns erinnern, dass hinter allen Dingen Menschen stehen. Ich arbeite Emails ab… aber begegne ich auch dem Menschen dahinter? Therese von Lisieux sagt: „Ich kann Seelen retten, wenn ich nur eine Stecknadel mit Liebe aufhebe.“ Hast Du zwei Minuten für den Menschen, der dich sucht? Kannst du deinem Nächsten einen Augenblick schenken? In jedem Menschen begegnest Du Gott. Lass Dich stören.
Zeit für Begegnung
Es gibt eine Zeit des Kopfes und die eigentliche Zeit, die Zeit des Herzens. Der Kopf macht uns meist Stress. Rational teile ich meine Zeit ein. Die wesentliche Zeit ist aber die Zeit des Herzens. Jene Zeit, in der mein Herz offen und meine Aufmerksamkeit auf Größeres fokussiert ist. Diese Zeit ist eine Verbindung mit der Ewigkeit. Wir nehmen diese Zeit entgegen, wir empfangen sie. Wir üben sie ein: in großer Freiheit, in Loslösung von persönlichen Vorstellungen. Man muss bereit sein, das Gegenteil von dem zu tun, was man sich vorgenommen hat. Wir müssen in der Hingabe leben – ohne Unruhe, ohne Angst. Verfügbar für den Willen Gottes, für die Ereignisse, für die Menschen. Dann machen wir die wundervolle Erfahrung, dass nichts dem Zufall überlassen ist. Dass die göttliche Vorsehung unser Leben leitet in einem Rhythmus, der unser Denken übersteigt, aber der uns glücklich macht. Alles ist in einer unendlichen Weisheit angeordnet. (vgl. J. Philippe, Die Innere Freiheit, S. 113)
Zitate und Gedanken von P. Jacques Philippe (Gemeinschaft der Seligpreisungen) aus seinem Buch „Die innere Freiheit“ (Leseempfehlung!) präsentiert von P. Johannes Elias (Prior der Johannesgemeinschaft in Marchegg, NÖ), Mitschrift von Gudrun Kugler
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