Von Matt Walsh: Kein Wunder, dass wir so schlecht im Heiraten sind: Wir verstehen nichts von der Liebe!
Was die Popkultur uns in Dauerberieselung als Liebe verkauft, das sind „intensive Gefühle“, erlebt als „mystische Kraft“. Aber darauf eine dauerhafte Ehe aufzubauen, ist, wie wenn man Autos mit Feenstaub am Laufen halten wollte. Sobald dann der Zaubertank leer ist, können wir das Auto nur noch verschrotten und uns ein neues besorgen.
Das klingt übertrieben oder wie Satire, ist aber allgemeine Praxis: ständig wechselt man den Partner, anstatt an sich selbst zu arbeiten. Auch weil es superbequem ist: jede Eigenverantwortung und Schuld wird abgewälzt. Heirat ist abhängig von geheimnisvollen Kräften, wir haben keinen Einfluss darauf. Liebe ist etwas, in das man hineinfällt wie in eine Pfütze und aus dem man wieder heraustaumelt wie aus dem Praterkarussell. „Was kann ich dafür!“ – das passiert eben: „Hoppla, ich bin verheiratet. Hoppla, ich habe eine Affäre. Hoppla, ich lasse mich scheiden. Hoppla, ich heirate nochmal, lass mich scheiden …. Und hoppla, … ich bin einsam und verlassen. Was kann ich dafür?“
Die Wahrheit ist aber eine andere: Liebe ist unsere eigene Entscheidung. Wo man sich nur „hineinfallen“ lässt, das ist eben keine Liebe. Wahre Liebe ist ein Willensakt, eine Entscheidung, eine bewusste Tat. Liebe tust du und Liebe lebst du. Liebe ist selbstgewählt. Und wenn du sie nährst, dann wächst sie. Liebe ist Opfer. Liebe ist Anstrengung. Liebe ist das, was der Apostel Paulus so beschreibt: „Ihr Männer, liebt eure Frauen wie Christus die Kirche geliebt hat und sich für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen.“ Liebe heißt, dass das eigene Ego stirbt. Liebe ist vieles, aber nichts davon „geschieht“ wie von alleine.
Sogar Leute, die das prinzipiell auch so sehen, reden trotzdem von der Liebe wie alle Welt, wenn sie sagen, die Liebe hätte sie „blitzartig getroffen“, „auf den ersten Blick“. Sie verwechseln Verliebtheit mit Liebe. Von mir kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich meine Frau jetzt liebe. Aber das kann ich nicht von der Zeit sagen, als ich sie erst kurz kannte, geschweige denn, als ich sie das erste Mal sah. Wie hätte ich sie lieben können, ich wusste doch gar nichts von ihr! Klar, sie hat mir gefallen, das war sozusagen das „Lockangebot“. Aber geliebt habe ich sie höchstens ganz allgemein wie jeden anderen, weil er Gottes Kind ist, aber nicht so wie jetzt. Unsere Liebe basiert auf Bindung, Opfer und Hingabe – das alles hat beim Kennenlernen noch gar nicht da sein können.
Richtiger ist es zu sagen, dass ich am Anfang in sie vernarrt war. Ein recht selbstsüchtiges Gefühl. Ich wollte so viel wie möglich mit ihr zusammen sein, weil ich mich gut dabei fühlte. Ich habe sie nicht um ihretwillen gerngehabt, sondern um meinetwillen. Jede Beziehung fängt so an, das ist okay, aber dabei darf es nicht bleiben!
Komischerweise nennen viele diese erste Zeit ihre „Liebesphase“, obwohl nichts falscher sein kann als das. Diese explodierenden Gefühle sind höchstes der Treibstoff, der dich vor den Altar bringt, haben aber keinen Eigenwert. Das Problem ist, dass aber die meisten das schon für das Eigentliche halten. Sie nutzen die Gefühlsenergie nicht etwa dazu, weiterzugehen und sich aneinander zu binden. Sie warten lieber, bis der Stoff aufgebraucht ist – um dann auseinanderzugehen. So hat die Verliebtheit keine Chance, zur Liebe zu werden. Zur Liebe wird sie erst durch Bindung. Aber die Leute denken trotzdem, sie hätten „die Liebe“ kennengelernt – mit ständig wechselnden Partnern! In Wahrheit haben sie nie jemanden wirklich geliebt.
Die eheliche Liebe ist eine willentliche Entscheidung, und sie erfordert Mut. Denn die Wahrheit ist: du erlebst sie nicht, wenn du nicht heiratest. Am Altar erklärst du nicht deine Liebe, sondern deinen Willen zu lieben. Du entscheidest dich für die Liebe, ohne zu wissen, was das ist. Auch wenn ihr schon ein paar Jahre zusammen seid, weißt du nicht, was die Ehe ist und wie die Liebe in 5, 10, 20 Jahren aussehen wird. Ihr kennt euch nur als getrennte Personen, nicht als „ein Fleisch“, vereinigt bis zum Tod. Du entscheidest dich bedingungslos für die Liebe und bist für immer an deine Wahl gebunden. Das ist die einzigartige Kraft und das Geheimnis des Sakraments.
Meine Frau und ich haben uns also für die Liebe entschieden, sie uns versprochen, sie aufgebaut, für sie gekämpft. Unsere Liebe ist kein Zufall oder den Umständen geschuldet. Sie ist viel größer. Es ist entscheidend für Eheleute, das im Bewusstsein zu halten. Denn es gibt auch trockene Zeiten. Die Anziehung schwindet, Gefühle verblassen, können zeitweise sogar in Kälte umschlagen – aber die Liebe bleibt! Sie lässt sich nicht entmutigen, ist nicht abhängig von wechselnden Gefühlen.
Gerade das verstehen viele nicht, weil für sie Liebe nur etwas ist, das ihnen sofortige Befriedigung und Vergnügen bringen muss. Sie wissen nichts von Treue und Opfer. Wenn „die Chemie nicht mehr stimmt“, ja, dann trennen wir uns eben! Kein Problem.
Kein Problem? Und die Kinder? An ihnen könnte jeder sehen, dass die Liebe so eben nicht funktioniert. Hat man schon mal davon gehört, dass Eltern zu ihrem Kind sagen: „Tut mir leid, ich empfinde nichts mehr für dich. Die Liebe ist vorbei. Ich rufe die Adoptionsvermittlung an“? Jeder sieht ein, dass das völlig verkehrt ist. Auch wenn du dein Kind gerade „an die Wand klatschen“ möchtest, du liebst es doch trotzdem und fühlst eine Pflicht ihm gegenüber, die du nicht einfach abstreifen kannst. Warum lieben wir unsere Kinder, komme, was da wolle, aber bauen Vorbehalte auf zu der Person, der wir bedingungslose Liebe versprochen haben?
Meiner Frau bin ich Liebe schuldig, weil ich es versprochen habe. Zugegeben, momentan ist das einfach, meine Frau ist wunderbar und liebenswert, und es ist alles andere als eine lästige Pflicht, mein Versprechen zu halten. Aber wenn ich mein Versprechen an ihre Schönheit geknüpft hätte, dann würde ich sie nicht lieben. Ich wäre bloß wie der Ausbeuter einer Goldmine, der nur so lange dortbleibt, wie sie Profit abwirft. Das ist Wirtschaftsdenken, aber keine Ehe.
Link zum Originalartikel (Englisch) von Matt Walsh, in „the blaze“: https://www.theblaze.com/contributions/matt-walsh-i-didnt-fall-in-love-with-my-wife
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Einige wichtige fragen, die alleinstehende beschäftigen, bleiben hier offen: wie finde ich jemanden, der für mich ein guter ehepartner wäre, und, wie merke ich das? Wie kann man hinter dem verliebt sein noch die eigenschaften des anderen erkennen, die ihn gut zu mir passen lassen?
Könnte herr walsh hierzu etwas schreiben?
Sonst: mir gefällt der vergleich der liebe von jesus zur kirche mit der liebe zum ehepartner, und das verliebtsein als treibstoff zur bindung.
Liebe grüße
Wolfgang