von Pater Tilmann Beller, aus “Unterwegs zum Du”
Wir Menschen sind klein. Wir sind auch klein in unserem Denken. Und darum erkennen wir das, was wichtig ist, auch nur in kleinen Schritten.
Es gibt tatsächlich Menschen, die glauben sich zum Priestertum oder zu einem jungfräulichen Leben als Schwester berufen und in Wirklichkeit will Gott sie in der Ehe. Sie wollen ein geweihtes Leben führen, weil sie selber und ihre Umgebung nicht wissen, dass man in der Ehe eine letzte Größe christlichen Seins erreichen kann. Sie meinen, diese Größe kann man nur in einem jungfräulichen Lebensstand erreichen. In ihnen lebt die Sehnsucht nach der letzten Liebe.
Und wenn sie lange in dieser Berufung zur größeren Liebe verweilt sind, wenn diese Berufung in ihnen ganz stark geworden ist, dann macht ihnen Gott durch einen Menschen, den er ihnen über den Weg schickt, klar: „Ich will, dass du deinen geliebten Weg der Vollkommenheit in der Ehe gehst.“ Das gibt es tatsächlich.
Natürlich geht es auch andersrum. Da ist die Sehnsucht zu heiraten, Kinder zu haben, eine Familie zu gründen, ein Heim zu schaffen, wo Kinder geborgen sind; Kinder auf ihrem Lebensweg zu begleiten; und am Abend, nach der Arbeit, den geliebten Menschen zu finden; groß zu werden als Frau in einer großen Liebe, als Mann in der unerschütterlichen Treue zu einer geliebten Frau.
Nachdem lange die Sehnsucht nach der größeren Liebe in uns gewachsen ist, wenn wir gelernt haben zu lieben, für andere da zu sein, und hinter dem geliebten Menschen Gott zu finden, dann macht Gott uns deutlich: „Ich will dich ganz für Mich.“
Natürlich kann man auch anderswo das Lieben lernen. Aber ganz nüchtern gesprochen gibt es keine Liebe, die uns so stark und tief verändert in der Fähigkeit zu lieben, wie die Liebe zwischen Mann und Frau. Wer nie im Leben eine solche Liebe in ihrer ganzen Tiefe erfahren hat, könnte auch in seiner Liebe zu Gott arm bleiben, und somit auf andere Menschen nicht anziehend wirken. Dann sagen junge Leute nicht, so möchte ich auch werden.
Deswegen erinnern wir uns. Wir erinnern uns an Liebe, die wir erlebt haben. Vor langer Zeit oder in letzter Zeit, eine Liebe, die aber keine Erfüllung gefunden hat, weil sie nicht zu einer Ehe geführt hat. Und wir entdecken, dass diese Liebe, die andere Menschen als gescheitert betrachten, keineswegs umsonst war, sondern uns reicher gemacht hat. Dass wir durch die Zuneigung zu einem Menschen reicher geworden sind und jetzt erst richtig unseren Gott lieben können. Diese Liebe lassen wir nicht zurück. Sie geht immer mit uns. Auch wenn Gott uns im weiteren Leben sagt: „Ich will dich nicht in der Ehe, Ich will dich ganz für Mich.“
Zum Buch: https://www.kathtreff.org/blog/wegweiser-fur-singles/
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