den Horizont "ein bisschen" erweitert ...
Es war schon im Oktober, als ich die Hoffnung aufgegeben hatte. Dann habe ich eine Novene an Judas Thaddäus gebetet und zwei Wochen später hat mir mein Mann, der übrigens Simon heißt, eine Nachricht geschrieben. Bei der Suche nach einer Frau hat er sein Horizont "ein bisschen" erweitert, nämlich 1300 km weiter außerhalb Deutschland. Und ich war die erste Option auf der Seite der Suchergebnisse. Er hat sich sofort getraut, mir zu schreiben, weil ihm mein Profil damals sehr gut gefallen hat. Als er mir geschrieben hat, hatte ich nicht so viel Interesse mehr daran, auf der Seite zu bleiben, wollte mein Profil löschen und mein Konto eins für alle Mal zu deaktivieren.
Trotz all dem, habe ich ihm, mehr aus Höflichkeit, zurück geschrieben. Was ich so komisch fand war, dass er mir sofort in seiner ersten Nachricht seine Handy-Nummer aufgeschrieben hatte. Aber da ich keine Lust hatte, lange Briefe zu schreiben, habe ich Simon auf dem Kath-Chat angesprochen. Jedoch gibt es nicht nur einen Gott, sondern auch einen Teufel. Als das Gespräch interessanter wurde, hat mein Laptop seine automatischen Updates gerade in dem Moment gemacht!!!
Wie ärgerlich, dachte ich mir.Ein Handy mit Internet und Whatsapp hatte ich zu dem Zeitpunkt auch nicht und das Internet zu Hause funktionierte ab und an. Mal musste ich in die Stadt gehen, in ein Internet Cafe, mal zu den Nachbarn, auf den Treppen ihres Hauses zu sitzen, wo ich wenig Internetempfang hatte.
Ein Woche später hat mir der Nikolaus – im Voraus – ein Androidhandy geschenkt und habe Simon sofort auf Whatsapp geschrieben. Wir haben uns jeden Tag so viel geschrieben. Nach seinem Namenstag, dem 28. Oktober – Tag der Heiligen Aposteln Simon und Judas Thaddäus, bei denen ich mich natürlich für Simon bedankt habe – haben wir zum ersten Mal video-telefoniert, zusammen gebetet und vieles miteinander geteilt. Der 1. November, Tag Aller Heiligen, hat mir eine Überraschung gebracht, weil Simon eine Beziehung mit mir haben wollte und mir versprach, mir treu zu bleiben und keine andere Frau zu suchen.
Dieser Mann hat mich von Anfang an sehr beeindruckt, weil er sehr entschlossen war und etwas Ernstes suchte. Er hat nicht lange gezögert und bald danach eine Reise nach Rumänien gebucht, um mich endlich persönlich kennenzulernen.Wenn ich vorher noch Angst vor diesem Treffen hatte und noch nicht verliebt, jedoch nur interessiert war, habe ich mich – genauso wie er - auf den ersten Blick verliebt. Unser erster Kuss war wie in den klassischen romantischen Filmen auf TCM. Ich hatte sowas noch nie erlebt, die Welt hat sich um uns herum gedreht und die Zeit war nur für uns still gestanden.
Das Treffen mit meiner Familie war überraschend perfekt gewesen. Meine Eltern haben ihn, erstaunlicherweise, sofort gemocht. Am Neujahr hat er um meine Hand geworben und von meinen Eltern den Segen bekommen, mich zu heiraten. Nach den Winterfestlichkeiten bin ich mit ihm zusammen nach Deutschland gereist, wo er mich seiner Familie vorgestellt hat, und haben uns am 12. Januar, dem Tag der Taufe des Herrn – oder der Hl. Familie (laut dem Alten katholischen Kalender) – im Deutschen Orden kirchlich verlobt. Am selben Tag bin ich nach Hause zurückgeflogen, um den Papierkram für die Ehe, die im selben Jahr im August stattfinden würde, zu erledigen.
Nur was jetzt geschah war unsere harte Probe als Paar. Auf uns kam die Corona Pandemie, die uns beide fünf Monate lang trennte. Wenn ich anfänglich versprochen hatte, schon im März nach Deutschland umzuziehen, konnte ich mein Versprechen nicht mehr halten, weil Rumänien ihre Grenzen schloss und wir nicht mal das Haus ohne spezielle Bescheinigungen verlassen konnten.Man kann sich vorstellen, wie man sich als Verlobte fühlt, den Geliebten nicht sehen zu können... Wir haben beide viele Tränen vergossen, viele herzhafte Gebete gesprochen und mehrmals die Hoffnung verloren und wiedergefunden. Mein Brautkleid war schon bestellt, bezahlt, die Urkunden waren übersetzt, die Haushaltsgeräte für die neue Wohnung in Deutschland waren schon eingepackt und fertig zum verschicken... Alles in allem war alles bereit für die Ehe, nur mein Bräutigam fehlte. Und alles stand in Koffern und Paketen durch das ganze Haus verstreut, bereit für den Umzug, nur ich konnte das Land kaum verlassen. Ich bin eine praktizierende Katholikin, mit einem tätigen spirituellen Leben, mit betenden Eltern, die für uns beide eifrig und intensiv gebetet haben, dass wir beide keusch in die Ehe eintreten und dem lieben Papa-Gott, dem wir unsere Ehe widmen wollten, mit unseren Leben Ehre bringen könnten.
Aber das bedeutet nichts, denn alle müssen auf die Probe gestellt werden. Mein Verlobter ist der süßeste und zarteste Mann, den ich jemals kennenlernen durfte. Er ist sehr tugendhaft und gläubig, was mich am meisten an ihn angezogen hat. Klug und großzügig, weise und geduldig ist er noch... Und er schien wirklich mein heißersehnter Seelenpartner zu sein, für den ich mit Tränen gebetet hatte, ihn endlich von Gott zu bekommen. Mein Tobias aus dem fernen Land, mein treuer Beschützer, der Weinstock für seine zierliche Weinrebe, mein irdischer Schutzengel... Ja, Simon war genau der Mann, den ich immer gesucht hatte, wir waren perfekt für einander, aber der liebe Gott hat immer was besseres vor, als das was wir uns vorstellen. In meiner Verlobungszeit war ich vielleicht die traurigste aller Frauen, die heiraten müssen. Simon hatte am Tag unserer Verlobung gut prophezeit: „Nach der Taufe, muss Jesus 40 Tage in die Wüste gehen. Wir wahrscheinlich auch.“
Und was eine Wüste das war, mein lieber Simon! Eine sehr harte und dunkle Wüste, die uns nicht nur geistig, sondern auch körperlich getestet hat. Jedes Paar muss, vielleicht, eine finstere Nacht erleben, worin der Glaube, die Hoffnung und die Liebe stark auf Probe gestellt werden müssen. Als wir dachten, dass wir keine Chance mehr als Paar haben, hatten wir vor, die Ehe abzusagen, als - Überraschung!!! - bei uns sich die Grenzen geöffnet hatten, die Deutschen hatten die Einreisemaßnahmen ein wenig gelockert, und ich erst Mitte Juni umziehen konnte. Wir haben am 1. August amtlich und am 2. August – dem ersten Sonntag des Monats August, Sonntag gewidmet dem Himmlischen Vater, den wir beide sehr lieben – kirchlich geheiratet. Bis im letzten Augenblick vor unserem "Ja" vor dem Altar, wo wir uns ewige Treue geschworen haben, sind wir versucht und getestet worden.Simon und ich sind jetzt endlich verheiratet. Unsere Geschichte – auch wenn ich nicht alle Einzelheiten erzählen kann – ist, wie unser Priester gesagt hat, eine Aktualisierung der Heiligen Schrift, und ganz besonders des Buches von Tobi. Erwähnenswert ist auch, dass mein Mann schon immer den Hl. Erzengel Raphael gebetet hat, den richtigen Weg im Leben zu finden, eine gute Reise zu haben (besonders nach Rumänien) und seine schon seit ewig gesuchte Gehilfin in diesem Tränental zu finden.
All unsere Daten wurden von Gott meisterlich ausgewählt, denn alle haben einen heiligen Sinn, eine wunderschöne Interpretation und all unsere Hoffnungen und Träume, die wir jahrelang (ich bin jetzt 33 Jahre alt geworden, also nicht besonders jung) ernährt hatten, erfüllt.
Ich danke dir, o Papa-Gott, dass Du uns in den Herzen all das eingesetzt hast, uns das zu wünschen, was Du seit der Ewigkeit beabsichtigt hast, zu erfüllen. Kein einziges Yota hast Du von unseren Wünschen und Träumen weggelassen. Wie, wo und wann wir uns kennenlernen, lieben und heiraten durften hast Du so wunderbar erfüllt, und das nur weil ich dein Töchterchen bin und Simon dein Söhnlein ist und Du uns so unheimlich liebst, dass Du es einfach nicht mehr ertragen konntest, uns alleine, einsam, traurig und unbeschützt zu sehen.
Deshalb hast Du Simon und mich verknüpft, damit wir eine kleine Dreifaltigkeit auf Erden werden und, mit dem Heiligen Geist zusammen, den Du uns reichlich geschenkt hast, eine kleine Familie bilden können, die Dich nicht nur im Diesseits sondern auch im Jenseits mehr kennen, lieben und ehren darf.
So soll es sein. Amen
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